Wie löst man ein Problem? Wie bringt man verschiedene Ansprüche in Übereinstimmung? Wie können wir uns entwickeln ohne die Natur zu zerstören?
Zu solchen grossangelegten Grundfragen kann man heutzutage hochpreisige Manager-Seminarien buchen.
Man kann aber auch eines Samstag-nachmittags durch den tessiner Bergwald auf die hochgelegene Alpe Ces steigen, über den vom niedergegangenen Regen noch dampfenden dunklen Erdboden, an Wasserfällen vorbei, die aus schwindelnder Höhe stürzen, und dann immer schräg aufwärts durch die in der Abendsonne funkelnden Kastanienblätter. Dort trifft man auf eine Schar Kinder, die in weniger als einer Woche zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen sind und nun ein selbsterfundenes Theaterstück präsentieren, bei dem es genau um die eingangs erwähnten Fragen geht. Die Problemlösungen entwickeln sich vom Zubetonieren der gesamten Alp über einen autonom gewordenen Gummistiefel bis zur Reise in die Vergangenheit durch einen verrückt gewordenen Bilderrahmen. Die Versöhnung der magischen Natur-Wesen mit der modernen Welt - alles live und überaus witzig kommentiert für Radio SRF und das rennommierte Journal „The New Yorker“ - gelingt schliesslich auf dem Heuboden eines mehrhundertjährigen Gotthard- Hauses, welcher vom gesamten Publikum über eine schmale Steintreppe und eine hölzerne Hühnerleiter erklommen wird. Dort, dichtgedrängt unter den schweren Giebelbalken, bekommt man unweigerlich den Eindruck,man habe ganz grossem Welttheater beigewohnt. Denn alles, was unsere Kinder uns sprühend vor Kreativität und Spiellust vorgeführt haben, haben sie in dieser Woche auch selber erlebt: sie haben in einer selbstentworfenen Rolle eine neue Identität ausprobiert, nach Zusammenschluss und Übereinstimmung ihrer Ideen gesucht, in Hitze und Gewitter die elementare Macht der Natur erfahren und bei alledem auch noch jede Menge Spass gehabt. Von solchen Ergebnissen können Management-Seminarien nur träumen - ganz abgesehen davon, dass Kinder, die diese Erfahrungen haben machen dürfen, solche Seminarien später gar nicht mehr brauchen werden. Entsprechend am Schluss der tosende Applaus, der nicht zuletzt der feinfühligen und kompetenten Führung des Teams um Regula Friedli gilt.
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